Tourismus



Luxemburger Wort, Mobiles Leben, Freitag, den 19. August 2022:

Die Nachfrage nach Caravans – etwa dem „Sonic Plus 700 SL“ von Adria – stagniert nicht etwa aufgrund der hohen fünfstelligen Preise für Neufahrzeuge: Die Lieferkettenprobleme machen sich langsam auch im Absatz bemerkbar.

Wer mobil reisen will, muss warten

Der „Caravan Salon“ in Düsseldorf lockt kommende Woche zahlungskräftige und geduldige Camping-Fans aus aller Welt an. Von Rotger Kindermann

Urlaub in dereigenen Region oder zumindest im Nachbarland zu machen, ist seit Corona besonders beliebt. Unter den herrschenden Bedingunge nfunktioniert das besonders gut, wenn das eigene Hotelzimmer permanent an der eigenen Seite ist. Und so boomte die Caravaning-Branche in den vergangenen Jahren unaufhörlich: 2021 lag die Zahl der Neuzulassungen europaweit bei über 260000 Einheiten – ein Plus von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

2022 scheint jedoch das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn sich die aktuellen Zahlen verstetigen: Im Juni wurden 30 Prozent weniger Gefährte zugelassen als im selben Monat des Vorjahres. Ursache ist jedoch nicht die fehlende Nachfrage – ganz im Gegenteil. Ins Stocken gerät die Produktion hauptsächlich, weil die erforderlichen Basisfahrzeuge in zu geringen Stückzahlen geliefert werden. Die zunehmenden Lieferkettenprobleme bei Halbleitern und Rohstoffen machen sich bemerkbar. Die Lieferzeiten für Fahrzeuge betragen teilweise mehr als ein Jahr.

Große Fenster statt vieler Hängeschränke: Viel Licht gelangt ins Innere des Wohnwagens „Pep Pantiga“ von Tabbert. Foto: Hersteller

Leitmesse mit mehr als 650 Ausstellern

Das sind keine erfreulichen Vorzeichen für den diesjährigen „Caravan Salon“, der vom 27. August bis 4. September in den Messehallen in Düsseldorf stattfindet. Dabei sind zur 61. Auflage der Branchenshow viele Hersteller, die aus Vorsicht von einer Teilnahme in den Vorjahren abgesehen hatten, wieder zurückgekehrt. Die Düsseldorfer Messe musste sogar zusätzlich drei Hallen öffnen, damit jeder der 650 Aussteller einen Platz finden konnte. Allen Lieferproblemen zum Trotz wird das Angebot auch dieses Mal wohl einzigartig sein: Bei keiner anderen Ausstellung weltweit finden Fachleute, Endverbraucher und Vermieter ein umfassenderes Angebot.

Immerhin im Vermietungsgeschäft blickt man laut einer Marktforschungsstudie positiv in die Zukunft: Viele Händler könnten mit den verfügbaren Fahrzeugen den eigenen Miet-Fuhrpark erneuern oder sogar ergänzen und so der steigenden Nachfrage gerecht werden. „Die Lage bei Wohnwagen ist insgesamt etwas entspannter, da es weniger Unsicherheit in der Produktion, aber auch eine geringere Nachfrage gibt“, heißt es etwa in der Studie.

Auf dem „Caravan Salon“ hat sich für Neueinsteiger die sogenannte „Starter-Welt“ etabliert: Sie bietet einen ersten Einblick in die gesamte Bandbreite des Caravanings und hilft dabei, das Passende herauszusuchen. Käufer wie Mieter erhalten hier Praxistipps zu Fahrzeugtypen, Reiserouten oder dem geeigneten Campingplatz. Caravan-Profis, die sich über Trends informieren wollen, werden fündig in den Hallen, die technisches Equipment wie Klimaanlagen oder andere Komfort-Ausbauten anbieten. Als zusätzliches Angebot gibt es im Freigelände zwischen den Hallen 5 und 9 erstmals eine Sonderschau zum Thema „Abenteuer Selbstausbau“. Die Besucher sehen an den ausgestellten Eigenbauten, was alles möglich ist.

Jetzt mit einer schlankeren Silhouette und mit einem Hubdach versehen: der „Eriba Feeling 515“ von Hymer. Foto: Hersteller

Innovationen in Technik und Design

In Zeiten steigender Benzinkosten geraten vor allem aerodynamische Eigenschaften stärker in den Fokus
der Aufmerksamkeit. So hat Hymer dem kompakten „Eriba Feeling 515“ einen neuen und flacheren Grundriss verpasst, der sich durch ein Hubdach mit niedriger Aufbauhöhe auszeichnet. Schon mit wenigen Handgriffen lässt sich dieses öffnen – die Stehhöhe beträgt 198 Zentimeter. Hersteller LMC-Caravan präsentiert ebenfalls ein leichtes und flaches Fahrzeug. Die preiswerte „Tourer“-Reihe bietet serienmäßig ein Aufstelldach, um zusätzliche Schlafplätze zu schaffen – eine Variante, die die Familientauglichkeit steigert.

Auch beim Design sind 2022 Trends erkennbar. So zeigt Tabbert mit dem Wohnwagen „Pep Pantiga“ eine komplette Neuentwicklung: Das Interieur bietet einen veränderten Aufbau – keine Oberschränke an den Seiten, stattdessen hohe Fenster, wodurch der Innenraum wesentlich heller und geräumiger wirkt. Diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Caravaning-Branche nichts an Innovationskraft eingebüßt hat, ungeachtet aktueller Beeinträchtigungen bei der Produktion.

„Caravan Salon“

Der „CaravanSalon“ ist vom 27.August bis 4.September von 10 bis 18 Uhr geöffnet.Tickets sind nur online buchbar; Besucher zahlen16 Euro, eine Nachmittagskarte ist für 10 Euro erhältlich. Die Tickets gelten dieses Mal nicht als Fahrausweis im öffentlichen Personennahverkehr (Alternative: das Neun-Euro-Ticket der Deut-schenBahn). Für die Anreise mit dem Wohnmobil stehen Parkmöglichkeiten im CaravanCenter P1 zur Verfügung (20 Euro pro Stellplatz).

Internet: www.caravan-salon.de


Am 20. November findet im Japanischen Garten von Hasselt eine große Geburtstagsfeier statt.
(FOTO: SHUTTERSTOCK)

Hasselter Spezialitäten: Gartenkunst und Genever

Vor 25 Jahren wurde in der limburgischen Provinzhauptstadt der Japanische Garten eröffnet

Von Rotger Kindermann

Ob Hasselt tatsächlich den größten japanischen Garten in Europa hat, lässt sich nur schwer überprüfen. Vor Ort spielt der proklamierte Superlativ kaum eine Rolle. Entspannt kann jeder stundenlang eintauchen in eine faszinierende, exotische Gartenkultur. Man wird inspiriert von einer unglaublichen Farbenpracht, die besonders in der Herbstsonne kräftig leuchtet. Besucher, die das Gelände auf verschlungenen Pfaden durchwandern, erleben eine Freude für alle Sinne: Auf einer Bank sitzen und den fließenden Gewässern lauschen. Beobachten, wie dicke Koi-Karpfen dicht gedrängt gegen die Strömung schwimmen. Oder riechen, wie Teemeister Staf Daems während der Zeremonie Matcha-Tee für seine Gäste zubereitet.

1992 öffnete der Garten die Tore. Hiermit holte Hasselt ein Stück seiner japanischen Schwesterstadt Itami nach Limburg, und damals ahnte keiner, welch einmaliges Pflanzenreich sich entfalten würde. 25 Jahre später sind die Kirschbäume ausgewachsen, färbt das Moos die Steine, zeigt sich der Garten in einem Gewand  fernöstlicher Vielfalt. Am 20. November wird der Japanische Garten zur großen Geburtsfeier geöffnet. Und am Nachmittag lädt die Stadt zu einem Fest, bei dem japanische Kultur und Traditionen im Mittelpunkt stehen.

Ikebana, Sushi & Co

Von März bis Oktober bietet dieser Garten ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm an, er lädt keineswegs nur zur Meditation ein. So kann man die Kunst des Blumenarrangierens erlernen, die Ikebana-Kurse sind geradezu eine kreative Herausforderung. Auch die japanische Schrift lässt sich kunstvoll perfektionieren. In Kalligraphie-Kursen üben die Teilnehmer Grundtechniken, um mit Pinsel und Tinte ihren Namen in Japanisch zu schreiben. Nichts für empfindsame Ohren sind die Trommelkurse. Wenn ein vielfaches lautes „Tscha-Bumm“ durch den Garten hallt, weiß jeder in Hasselt, dass Schlagzeuger Bart Gits einer Gruppe demonstriert, wie Japaner mit der großen Taiko-Trommel den Takt geben. Die Zubereitung verschiedener Sushi-Sorten wird in Abend-Workshops gelehrt. Wer sich für Buddhismus und Meditation interessiert, findet eine passende Auswahl an geistiger Nahrung. Ein Priester und Lehrer der japanischen Shingon-Tradition bringt seine Schüler auf den richtigen Weg der Inspiration, ergänzend gibt es Meditationsübungen. Um mehr über Symbolik und Brauchtum im „Land der aufgehenden Sonne“ zu erfahren, dem sei ein geführter Gartenrundgang (Sonntag 15 Uhr, Dauer 1,5 Std., Erwachsene 8,50€) empfohlen. Oft finden die Angebote in der Innenstadt eine Fortsetzung.

Inspiration im Klostergarten

Der Japanische Garten ist nicht die einzige grüne Oase in und um Hasselt. Einen Besuch wert ist die Domäne Kiewit. Ein Naturreservat am Stadtrand mit einem sog. Kreislaufgarten und einer sehenswerten Bienenhalle. Jung und Alt treffen sich hier zum Krolf-Spiel, einer lustigen Kombination aus Croquet und Golf. Wohl tuende Ruhe strahlt der Park von Dina Deferme, einer bekannten Gartenarchitektin, aus. Vier Hektar Leidenschaft für die Pflanzenwelt, die sie gerne für Gruppen öffnet. Eine Quelle neuer Anregungen für jeden Hobbygärtner und eine herrlich bunte Augenweide.  

Wer Hasselt besucht, muss die Abtei Herkenrode gesehen haben, ein eindrucksvoller Bau – mitten im Naturschutzgebiet. Zu jedem Kloster gehört ein Garten und hier ist er ein besonderer Ort des Friedens, der irgendwie bezaubert und zugleich belehrt. Der Inspirationsgarten erklärt die Geschichte von Kräutern und ihre Anwendung durch Menschen und Kulturen. Die Anlage ist unterteilt in einen Lehrgarten und einen Nutzgarten. Rund 250 unterschiedliche Kräuterpflanzen gedeihen hier. Im Mittelalter war Herkenrode eine besonders reiche Frauenabtei. Heute sind die historischen Gebäude perfekt restauriert. Der Klosteralltag vergangener Jahrhunderte wird in einem Erlebniszentrum auf spannende Weise erzählt.

Hochprozentiges Markenzeichen

Vom Herkenroder Kräutergarten ist es nicht weit bis ins Zentrum der „Hauptstadt des guten Geschmacks“, wie sich Hasselt gerne nennt. Wer durch die Straßen bummelt, kann den regionalen Köstlichkeiten nicht aus dem Weg gehen: Leckere Haselnusspralinen, Zimt-Spekulatius, kräftig gewürzte Pasteten, die lokalen Biere und vor allem ein Glas Genever. Das hochprozentige Markenzeichen der Stadt – neben dem Haselnussstrauch im Wappen. Genever hat seinen Anfang im Mittelalter, als dem Kornbranntwein Wacholderbeeren hinzugefügt wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte Hasselt zirka 20 Genever-Brennereien, heute existieren gerade mal zwei kleine handwerkliche Betriebe. Dennoch gilt die limburgische Provinzhauptstadt als die „Geneverstadt“, denn hier steht das bekannte Genever-Museum, nicht nur für Belgier ein beliebter Besuchermagnet. Mag sein, dass einige hierher kommen, weil in der Probierstube ein kostenloses Gläschen spendiert wird. Doch im Museum kann man jede Menge lernen: Welche Kräuter und Gewürze es braucht, um einen guten Genever herzustellen. Wie man Genever ausschenkt und aufbewahrt, oder wozu Genever am besten schmeckt. Die Auswahl an Kräuter- oder Fruchtgenever ist heute riesig. Am Ende des Besuches ist jeder „geneverweise“, wie die Hasselter sagen. Dazu geben sie eine Empfehlung für den Stadtrundgang: Denkmäler und historischen Orte solle man nicht besichtigen, ohne vorher im Genever-Museum wenigstens ein Gläschen zu verkosten. So eingestimmt, erlebe jeder die alten Bauten aus einem schöneren Blickwinkel, beschwingter und berauschter.

www.visithasselt.be
www.jenevermuseum.be
www.domeinkiewit.be
www.abdijsiteherkenrode.be

Zum Wohl:
Der SchnapsmännchenBrunnen
mit dem „Borrelmanneke“ begrüßt die
Besucher in Hasselt.

(FOTO: R. KINDERMANN)